Windstrom von der Nordsee
Die Energiewende in Deutschland erfordert den Ausbau leistungsfähiger Stromtrassen, um erneuerbare Energien effizient zu verteilen. Ein zentrales Projekt ist die Gleichstromverbindung A-Nord, die Windenergie von Emden in Niedersachsen nach Meerbusch-Osterath in Nordrhein-Westfalen transportieren soll. Dieses Vorhaben spielt eine entscheidende Rolle bei der Integration von Offshore-Windenergie in das deutsche Stromnetz.
Projektübersicht und Ziele
Um die Versorgungslücke der bis 2038 im Rheinland und im Ruhrgebiet schrittweise vom Netz gehenden Kohlekraftwerke zu schließen, wurde das Projekt A-Nord ins Leben gerufen, eine rund 300 Kilometer lange Gleichstromverbindung, die als Erdkabel realisiert wird. Sie soll ab 2027 bis zu zwei Gigawatt Windstrom von der Nordsee in die westdeutschen Verbrauchszentren transportieren und damit den Energiebedarf von etwa zwei Millionen Menschen decken. Die Übertragungsleistung entspricht zwei Atomkraftwerken. Das Projekt ist Teil des sogenannten Korridors A, der gemeinsam mit der Gleichstromverbindung Ultranet einen etwa 600 Kilometer langen Windstromkorridor bildet, der erneuerbare Energie bis nach Philippsburg in Baden-Württemberg leitet.
Technische Umsetzung und Baufortschritt
Die Umsetzung von A-Nord erfolgt als Erdkabeltrasse, um die Auswirkungen auf Mensch und Umwelt zu minimieren. Die Kabel werden in einer Tiefe von circa 1,5 Metern verlegt, sodass Landwirte ihre Felder in der Regel normal weiternutzen können. Pflanzen, die sehr tiefe Wurzeln ausbilden, dürfen oberhalb des Kabels auf dem sogenannten Schutzstreifen nicht wachsen. Ebenso wenig darf auf diesem Streifen gebaut werden.
Im Juni 2024 wurde der Grundstein für die Konverterstation in Emden-Petkum gelegt, die als Bindeglied zwischen Offshore-Windparks und dem Übertragungsnetz dient. Diese Station wird Wechselstrom in Gleichstrom umwandeln, der über die Trasse nach Nordrhein-Westfalen transportiert wird. Am Zielpunkt in Osterath erfolgt der Anschluss über Umspannanlagen an das 380-Kilovolt-Wechselstromnetz.
Im Oktober 2023 erfolgte der offizielle Baustart für A-Nord. Dank der Möglichkeit des vorzeitigen Baubeginns konnten die Arbeiten knapp ein Jahr früher als ursprünglich geplant starten. Der Bau soll drei Jahre dauern. Das Investitionsvolumen für A-Nord beläuft sich auf rund drei Milliarden Euro.
Bedeutung für die Energiewende
A-Nord ist ein zentrales Element der deutschen Energiewende. Durch die Verbindung von Offshore-Windenergie mit den Verbrauchszentren im Westen und Süden Deutschlands trägt die Trasse maßgeblich zur Versorgungssicherheit und zum Klimaschutz bei. Mit der Inbetriebnahme von A-Nord sollen zudem die bundesweiten Kosten für Netzengpässe um rund 700 Millionen Euro pro Jahr gedämpft werden.
Trotz der Fortschritte stehen noch Herausforderungen bevor, insbesondere in Bezug auf Genehmigungsverfahren und den Schutz von Umwelt und Anwohnern. Amprion setzt auf transparente Kommunikation und die Einbindung der Öffentlichkeit, um Akzeptanz für das Projekt zu schaffen. Mit dem geplanten Abschluss der Bauarbeiten und der Inbetriebnahme im Jahr 2027 wird A-Nord einen bedeutenden Beitrag zur nachhaltigen Energieversorgung Deutschlands leisten.
Herzliche Grüße aus Viersen
Ihre Daniela Mischel
Quellen: Ampiron, Bundesnetzagentur, Pressebox, Tagesschau