Sebastian Künzl

Interview mit GMG-Geschäftsführer Sebastian Künzl

Herr Sebastian Künzl, was hat Sie nach Viersen zur GMG verschlagen?

Mich hat hier die Herausforderung gereizt, in einer niederrheinischen Kreisstadt für die Menschen Flächen zum Wohnen und Arbeiten zu entwickeln. Die GMG ist dafür gut aufgestellt und ich freue mich, das Team und die Aufgabe erfolgreich weiterzuführen.

Was genau ist für Sie die Herausforderung?

Durch die gestiegenen Baukosten und höheren Zinsen stehen wir auch in der Baulandentwicklung vor herausfordernden Zeiten. Das Baugewerbe ist angeschlagen und unter den Bauträgern und am Bau beteiligten Firmen sind leider auch Insolvenzen zu beklagen. Die Verunsicherung durch die Entwicklung insbesondere im vergangenen Jahr hat auch die Nachfrage nach Grundstücken beeinflusst.   

Wo zum Beispiel ist die Nachfrage nicht mehr so groß?

Grundstück und Baukosten müssen bezahlbar und finanzierbar sein. Da stellt sich jeder Käufer die Frage: Was kann und will ich mir langfristig leisten? Wie groß soll das Grundstück sein? Benötige ich den Keller oder reichen Abstellräume auf dem Grundstück? Wäre eine Wohneinheit mehr nicht sinnvoller, um langfristig eventuell die Eltern nahe bei sich zu haben? Wieviel Nachhaltigkeit und energetische Maßnahmen sind sinnvoll? Gibt es Fördermöglichkeiten? Derartige Fragen werden immer relevanter.

Stichworte energetische Versorgung: Wie nachhaltig entwickelt die GMG Grundstücke?

Auch dies muss individuell betrachtet werden. Grundsätzlich sind wir der Nachhaltigkeit und der Entwicklung von Grundstücken nach ESG-Kriterien verpflichtet. Die modernen Neubauten sind energetisch auf einem derartigen Niveau, dass eine zentrale Wärmeversorgung nicht immer der richtige Weg sein muss. Oder das Thema Niederschlagwasser, das eine viel größere Rolle spielt als früher. In Zeiten des Klimawandels sind Aspekte wie Dachbegrünung, Photovoltaik und verdichtetes Bauen nachvollziehbar wichtig.

Wie lautet also Ihr Credo?

Nachhaltiges Planen aus Sicht der GMG sollte immer unter der Fragestellung stehen: Wie wollen die Menschen in Viersen wohnen und arbeiten? Je näher wir diesem Ideal zuarbeiten, desto mehr identifiziere ich mich mit meinem Umfeld und meiner Stadt. Wenn ich mich an einem Flecken wohlfühle, bewegt sich etwas zum Positiven. Ich kultiviere meine Scholle, entwickele Heimatgefühl, setze mich für mein Viertel ein und schaffe mehr Lebensqualität.

Legen Sie diese Messlatte für alle vier Viersener Stadtteile gleichsam an?

Natürlich. Für Viersen, für Süchteln, für Dülken, für Boisheim und auch für das Gewerbe in Mackenstein müssen wir erspüren, welcher „Geist“ im jeweiligen Stadtteil herrscht, und welcher Bedarf besteht. Was ist prägend, wie ticken die Menschen in ihren Quartieren. Will sagen, nicht immer ist beispielsweise ein großes Wohngebiet die Lösung. Manche Ecken machen auch kleinere Lösungen erforderlich. Zuweilen ist ein Redevelopment in der Innenstadt, Flächenrecycling oder Nachverdichtung angebrachter als auf der grünen Wiese großartig Neues zu planen. Das Erfordernis der Verdichtung lässt auch andere Lösungen zu. Wir müssen aufmerksam die Entwicklungen in Viersen beobachten und auf Qualität vor Quantität setzen.

Welcher Faktor spielt das Soziale in der Entwicklung von Wohn- und Gewerbeflächen?

Die Sozialverträglichkeit ist sehr wichtig und die Mischung muss stimmen. Ein Wohngebiet nur mit Luxusvillen zu planen wäre ebenso fatal wie ein Viertel nur mit Sozialwohnraum am Reißbrett zu entwickeln. Für Familien muss es ebenso bezahlbare Angebote geben wie für Senioren, die sich altersgerecht verändern wollen und das 1000-qm-Grundstück gegen eine Eigentumswohnung in der City tauschen wollen. Wir brauchen auch Gewerbegrundstücke in verschiedenen Größen für die unterschiedlichen Firmen.

Spielt da auch die Verzahnung von Wohnen und Arbeiten eine Rolle?

Ja. Viersen hat sehr viele Einpendler. In Viersen haben und finden Menschen aus der Stadt und von auswärts Arbeit. Diese Chance sollten wir nutzen, indem wir wohnungsnahes Arbeiten ermöglichen. Homeoffice hat uns einiges gelehrt. Niemand sitzt gerne täglich drei Stunden im Auto oder in der Bahn, um zum Arbeitsplatz zu kommen und abends wieder nach Hause.

Gibt es denn in Viersen Potenzial, die beiden Pole Wohnen und Arbeiten zu verknüpfen?

Viersen hat generell enormes Potenzial. Dieses Potenzial haben wir im Blick, und wir wollen es behutsam, mit Augenmaß und maßvoll entwickeln. Eine Aufgabe, mit der wir mindestens die nächsten zehn Jahre beschäftigt sein werden. Ein Prozess, auf den ich mich freue und der all unsere Kompetenz in Sachen Grundstücksentwicklung erfordert.

Eine Kompetenz, auf die Sie bauen können bei der GMG…

Ich habe das Glück, in ein eingespieltes und hochmotiviertes Team zu stoßen mit einem Steuermann, der mich noch ein halbes Jahr begleiten wird.

Sie meinen Norbert Jansen, den langjährigen Geschäftsführer der GMG?

Norbert Jansen kennt die Stadt von Kindheit an, viele kennen Norbert Jansen. Seine Expertise ist herausragend, sein Rat und seine Erfahrung sind von unschätzbarem Wert. Wir werden bis Mitte des Jahres als Doppelspitze auftreten, bevor er in den wohlverdienten Ruhestand geht. Ich bin ihm für die Unterstützung und das Vertrauen sehr dankbar.

Wie ist die Verbindung zur Verwaltung und zur Politik in Viersen?

Wir sind und verstehen uns als hundertprozentige Stadttochter und handeln in Abstimmung mit Politik und Verwaltung. Auch das Zusammenspiel mit anderen Playern wie der Wirtschaftsförderung und VAB ist Grundlage unserer Viersener Entwicklung. Aus diesem Verständnis heraus wollen wir die Stadt Viersen als Gesellschaft für das Grundstücks-Marketing weiterbringen.   

Sie haben mehrere Berufsleben hinter sich, waren nach dem Studium der Raum- und Stadtplanung u.a. als Baulandentwickler, Immobilienfinanzierer und Projektentwickler unterwegs. Als was sehen Sie sich in erster Linie?

Ich bin zunächst Stadtplaner und sehe mich auch als Projektentwickler, hier liegen meine Leidenschaften. Ich versuche, die urbanen Zusammenhänge in der Stadt Viersen ganzheitlich zu betrachten, wenn wir ein Wohn- oder Gewerbegebiet entwickeln. Es geht im Mittelpunkt um Wohn- und Gewerbeflächen für die Menschen in Viersen und daher ist die Grundlage neben der behutsamen, bedarfsgerechten und nachhaltigen Planung die Kommunikation und der Dialog.

Wie lautet also Ihr Motto, Herr Sebastian Künzl?

Bei meiner Vorstellung in Viersen habe ich es in vier Worte gefasst:
Gekommen, um zu bleiben.

► Zur Person

Sebastian Künzl ist seit 1. Januar 2024 Geschäftsführer der GMG Viersen. Der 55-Jährige ist seit 25 Jahren in verantwortlicher Position in der Immobilienwirtschaft tätig. Expertisen hat der Stadtplaner in der Bauland- und Projektentwicklung sowie in der Immobilienfinanzierung. Der gebürtige Berliner hat an den Universitäten Dortmund und Newcastle upon Tyne ein Studium der Raum- und Stadtplanung absolviert. Der verheiratete Vater von siebenjährigen Zwillingstöchtern lebt seit vier Jahren am Niederrhein.

Sebastian Künzl mit Norbert Jansen
Sebastian Künzl mit Norbert Jansen

Foto: Axel Küppers
Medienbüro Küppers Kommunikation

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