Viersener Wirtschaftsikonen prägen deutsche Unternehmensgeschichte
Die Viersener Wirtschaft wurde von Persönlichkeiten geprägt, die bis heute noch einen bedeutenden Namen in unserer Stadt haben und die Stadtgeschichte nachhaltig beeinflussten. Sicherlich werden auch Ihnen die Namen der Damen und Herren bekannt sein, denn im Viersener Stadtbild erinnern noch bis heute diverse Gebäude, Firmensitze und Straßennamen an diese bekannten Unternehmer:innen aus Viersen.
Unternehmer und Politiker Gustav Mevissen aus Dülken
Der Unternehmer und Politiker Gustav Mevissen, seit 1884 Gustav von Mevissen, wurde am 20. Mai 1815 in Dülken (Rheinprovinz) geboren und verstarb am 13. August 1899 in Godesberg. Er stammte aus einer rheinischen Kaufmannsfamilie und bekam die Unternehmer-Gene somit schon in die Wiege gelegt. Sein Vater war im Textilgewerbe erfolgreich und hatte bereits eine Zwirnmühle mit einer Garnhandlung aufgebaut. Er erweiterte seine Geschäftstätigkeit im Jahr 1834 mit dem Erwerb einer Ölmühle. Von den Geschäftsbeziehungen seines Vaters profitierte Gustav Mevissen und trat nach seiner Ausbildung in den väterlichen Betrieb ein. Er übernahm 1834 die Leitung der Ölmühle. Mit den Jahren baute er den Betrieb seines Vaters weiter aus und investierte, ausgehend von der Textilherstellung, auch in den Eisenbahnbau und die Schwerindustrie. Darüber hinaus gehörte Gustav Mevissen zu den Pionieren des deutschen Kredit- und Versicherungswesens. Er gründete zahlreiche Banken, darunter die Darmstädter Bank, sowie Versicherungen. Auch politisch engagierte sich Mevissen sehr und war einer der führenden Vertreter des rheinischen Liberalismus. Er gehörte dem Provinziallandtag der Rheinprovinz, dem Vereinigten Landtag, der Frankfurter Nationalversammlung und ab 1866 dem Preußischen Herrenhaus an.
Hellmut Trienekens zählt zu den bekannten Unternehmer:innen aus Viersen
Hellmut Trienekens, geboren am 15. Mai 1938 in Süchteln, ist ein bekannter Viersener Unternehmer, der die Trienekens AG gegründet hat. Bereits sein Vater, Mathias Trienekens, war ein erfolgreicher Unternehmer und gründete den Heu- und Strohgroßhandel M. Trienekens, in den Hellmut Trienekens mit 23 Jahren eintrat. Nach dem Tod seines Vaters übernahm er die Geschäftsleitung der Firma und baute das ursprüngliche Handels- zum Entsorgungsunternehmen aus. Zu Lebzeiten des Vaters besaß das Unternehmen bereits einen Müllwagen, der zur örtlichen, wöchentlichen Hausmüllabfuhr von 3.000 Haushalten in Süchteln rausfuhr. Aus diesen Anfängen wuchs ein modernes Entsorgungsunternehmen mit Schwerpunkt auf Transportdienstleistungen (Müllabfuhr). Später kamen eigene Deponien, Sortieranlagen, Labore für Abfallanalysen sowie Beteiligungen an Müllverbrennungsanlagen hinzu. Trienekens expandierte durch Zukäufe zahlreicher lokaler Entsorgungsunternehmen vor allem im Rheinland bis hin zum größten Entsorgungsunternehmen Deutschlands. Er gilt als Pionier eines systematischen Recyclings, denn sein Unternehmen errichtete in den 1980er Jahren in Neuss die erste Rohstoffrückgewinnungsanlage Deutschlands.
Seidenfabrikant Friedrich Freiherr von Diergardt
Der Seidenfabrikant Friedrich Freiherr von Diergardt wurde 1795 in Moers geboren und errichtete 1813 mit seinem Geschäftspartner, Theodor Kaentzeler, in St. Tönis eine Samt- und Samtbandfabrik. Diese wurde 1816 nach Viersen verlegt. Von Viersen aus wurden seit den 1840er Jahren über 3.000 Hausweber, Wirker und Appreteure in über 40 Ortschaften der Regierungsbezirke Düsseldorf und Aachen beschäftigt, was das Unternehmen sehr bedeutsam für die rheinpreußische Industrie machte. Die Diergardt‘schen Fabrikate waren sehr erfolgreich und wetteiferten mit englischen und französischen Fabrikaten, die sie sogar vielfach im Welthandel vom Markt verdrängen konnten. Neben dem Seidenhandwerk nahm Diergardt bedeutenden Einfluss auf den Ausbau des Eisenbahnnetzes und beteiligte sich an vielen industriellen Unternehmungen. Zudem war er einer der führenden Industriellen bei der Erschließung der Kohlefelder am Niederrhein.
Bis heute erinnert die Diergardtstraße in Viersen zwischen Hauptstraße und Rathausmarkt an den Textilfabrikanten Friedrich Freiherr von Diergardt.
Unternehmer:innen aus Viersen und Ehrenbürger Josef Kaiser und seine Frau Julie Kaiser
Zu den berühmten Unternehmer:innen aus Viersen zählt auch die Kaiser Unternehmerfamilie. Josef Kaiser, geboren 1862 in Neukirchen, war Unternehmer und Gründer der Kaiser’s Kaffee Geschäft AG. Im Alter von nur 18 Jahren im Jahr 1880 trat er in das elterliche Kolonialwarengeschäft in Viersen-Hoser ein und gründete die Kaiser’s Kaffee-Gesellschaft GmbH im drauffolgenden Jahr. Zunächst wurde ein großer Teil des Umsatzes noch durch Hausieren gemacht, indem die Familie mit Karren in den Straßen den Bewohnern noch die grünen, rohen Kaffeebohnen anbot. Die Hausfreuen brannten sich ihren Kaffee damals noch selbst. Josef Kaiser entwickelte daraufhin ein Gerät zum gleichmäßigen Brennen der rohen Kaffeebohnen und stellte erstmals die optimal gerösteten Kaffeebohnen vor. Eine ungeahnte Marktlücke tat sich auf, die Josef Kaiser mit Dauergebäck und Schokolade aus eigener Fabrikation sowie Tee und Süßigkeiten ergänzte.
Josef Kaiser heiratete die Viersenerin Julie Kaiser. Sie war die Tochter von Brauereibesitzer und Landwirt August Didden. Aufgrund ihrer familiären Vorgeschichte, konnte sie ihren Ehemann in die Malzkaffeeherstellung einweihen und schrieb mit ihm gemeinsam Viersener Unternehmensgeschichte.
Josef Kaiser wurde anlässlich seines siebzigsten Geburtstags zum Ehrenbürger von Viersen ernannt.
Die deutsche Wirtschaft wurde von bekannten Unternehmer:innen aus Viersen nachhaltig geprägt. Darauf sind wir besonders stolz, denn sie haben auch unsere Viersener Stadtgeschichte maßgeblich beeinflusst und Viersen zu dem gemacht, was es heute ist.
Unternehmerische Grüße aus Viersen
Ihre Daniela Mischel
Quellen: Wikipedia, Stadt Viersen