Siedlung Wolfskull in Viersen

Viersener „Siedlungsgeschichte“: Siedlung Wolfskull

Eine junge, luxuriöse Wohnsiedlung aus den 1970er Jahren

Sie ist, neben der Siedlung Beghinenhof, eine der jüngsten der fünf denkmalgeschützten Siedlungen in Viersen – die Siedlung Wolfskull. Sie wurde zwischen 1972 und 1978 zwischen Viersen und Mönchengladbach auf der kurvig ansteigenden Straße Wolfskull in dicht bewaldeter Umgebung errichtet.

Die Besonderheiten der Siedlung Wolfskull in Viersen

Die Siedlung Wolfskull im Außenbereich von Viersen verbindet die Städte Mönchengladbach und Viersen miteinander. Sie ist noch eine recht junge Wohnanlage und wurde zwischen 1972 und 1978 errichtet. Man könnte sich wundern, warum eine dementsprechend junge Wohnanlage schon als denkmalwürdig erachtet wird, doch hierfür gibt es eine eindeutige Erklärung. Ellen Westerhoff, Denkmalpflegerin der Stadt Viersen, erörtert, dass es beim Denkmalschutz nicht um das Alter eines Gebäudes oder einer Siedlung an sich gehe, sondern um die Pflege von baukulturellem und sozialgeschichtlichem Erbe. Es ist daher nicht verwunderlich, dass auch in der jüngeren Vergangenheit Viersens architektonisch bedeutende Akzente gesetzt wurden.
 
Der sprunghafte Bevölkerungsanstieg im 20. Jahrhundert ließ in Viersen viele der Siedlungen und Kleinwohnungen entstehen, um erschwinglichen Wohnraum zu schaffen. Die Siedlung Wolfkull stellt hier allerdings eine Ausnahme dar. Sie ist eine villenartige Wohngruppe, bestehend aus fünf Einheiten, die ganz und gar nicht den Anspruch hat, funktionalen und günstigen Wohnraum für viele Viersenerinnen und Viersener zu schaffen, sondern einen architektonischen Anspruch verfolgt. Die Auflösung traditioneller Raum- und Gestaltungsmuster sowie ein Verschmelzen von Innen und Außen stehen bei dieser Siedlung im Fokus.
 
Architekt der Siedlung Wolfskull ist der aus Düsseldorf stammende Herr Horst Schmitges. Die Wohnanlage war eines seiner ersten eigenen Projekte und Verwirklichung seiner persönlichen Idealvorstellung von Wohnen.

Die besondere Bauweise der Häuser in der Siedlung Wolfskull

Das Herzstück der Siedlung Wolfskull ist das Gebäude mit der Hausnummer 10, welches Horst Schmitges als Wohnhaus für seine eigene Familie errichtete. Es liegt auf einem Grundstück, das von parkähnlichen Laubwaldflächen umgeben ist.

Alle Gebäude in der Siedlung Wolfskull sind mit weißen Außenflächen und transparenten Flächen rechts der Straße ausgestattet, die sich harmonisch mit der wilden Natur verbinden. Umzäunungen sucht man vergeblich, denn die Abgrenzung erfolgt durch Bepflanzung und begrünte Erdwälle.

Die Gebäude sind keine Häuser von der Stange. Sie bieten ein Leben mit Licht und im Einklang mit der Natur. Das Haus mit der Nr. 10 ist seit 2014 im Besitz der Familie Leuschen. Sie hat es in Zusammenarbeit mit der Denkmalbehörde der Stadt Viersen nach allen Regeln des Denkmalschutzes im Einvernehmen mit Herrn Schmitges renoviert. Seit 2015 steht es unter Denkmalschutz. Die restlichen Gebäude werden nun im Sinne des ganzheitlichen Ansatzes des Architekten folgen. Die Denkmalwürde wurde vor allem verliehen, weil der architektonische Stil der Siedlung Wolfskull durch seine Abweichung eine Alleinstellung der Wohnanlage erwirkt.

Als architektonische Leitideen kommen einem bei der Siedlung Wolfskull die klassische Moderne und die Bauhaus-Idee in den Sinn, doch Schmitges hat auch eigene Akzente gesetzt. Den Häusern fehlt die für den Bauhaus-Stil typische Strenge der Form. Sie sind geprägt von abgerundeten Ecken und gewölbten Attika-Bereichen. Bei der Materialauswahl wurde auf weißes Kalkstein-Sichtmauerwerk, Aluminium-Glas-Konstruktionen und weiße Wand- und Bodenfliesen gesetzt. Optisch werden die einzelnen Häuser durch eine geschwungene Stützmauer verbunden. Im Inneren der Häuser findet sich die Verbindung in einem Plexiglas-Tunnel mit einem rund geformten Dach wieder. Theoretisch sind somit alle Häuser durchgehend zu betreten.

Die Siedlung Wolfskull verfolgt die Split-Level-Architektur, die in Ebenen anstelle von Stockwerken denkt und somit ideal für Häuser an Hängen geeignet ist. Die Raumfolge in den Wohnbereichen ist somit fließend, aber durch Vorsprünge abgeteilt. Die nahezu unsichtbaren, aber dennoch vorhandenen Grenzen bieten besondere Großzügigkeit mit genügend Rückzugsmöglichkeiten.

Dominiert wird diese Siedlung durch Durchlässigkeit, die den Zyklus der Jahreszeiten mit Licht und Schatten, Farben und Formen im Hausinneren erleb- und erfahrbar machen.

 

Die gelungene Verbindung aus Natur und Wohnarchitektur machen die Siedlung Wolfskull zu einem bedeutenden architektonischen Beitrag von überregionaler Bedeutung.

 

Herzliche Grüße aus Viersen

 

Ihre Daniela Mischel

 

 

Quellen: Viersen aktuell Ausgabe 08/21, S. 22-23

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