Siedlung Beghinenhof in Viersen

Viersener „Siedlungsgeschichte“: Siedlung Beghinenhof

Die jüngste der fünf denkmalgeschützten Siedlungen in Viersen

Sie ist die jüngste der fünf denkmalgeschützten Siedlungen in Viersen, die Siedlung Beghinenhof. Sie passt damit perfekt zum Ortsteil Alt-Viersen, denn hingegen seines Namens, ist dieser Ortsteil noch jung. Süchteln und Dülken hatten schon weit früher einen eigenen Stadtkern mit Stadtbefestigung, während Viersen noch lange aus weit verstreuten, einzelnen Honschaften bestand. Erst mit der Epoche der Industrialisierung im späten 19. Jahrhundert entwickelte sich Viersen zur Stadt.

Besonderheiten der Siedlung Beghinenhof in Viersen

Die Siedlung Behinenhof in Alt-Viersen entstand erst in den 70er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts und ist damit Viersens jüngste, denkmalgeschützte Siedlung. Auch diese Siedlung sollte das Bevölkerungswachstum auffangen und ausreichend ansprechenden Wohnraum in Form einer Siedlung mit Kleinwohnungen bereitstellen. Die geburtenstarken Jahrgänge in den 1960-er Jahren machten, neben einem Bevölkerungszuwachs durch Industriearbeiter, Kriegsflüchtlinge und Vertriebene, das Maß voll. Damit war der Bau der Siedlung dringend notwendig.
 
Es erschließt sich vielleicht nicht direkt auf den ersten Blick, aber Viersen hat einiges an interessanter Architektur vorzuweisen, die nun auch unter Denkmalpflege und Denkmalschutz gestellt wurde. Die Siedlung Beghinenhof spiegelt hier eine Epoche wider, die bisher noch eher stiefkindlich im Denkmalschutz berücksichtigt wurde – die 70er Jahre. Besonders prägnant für diese Zeit war der Wandel im städtebaulichen Zeitgeist, der sich von der Großsiedlung auf der grünen Wiese hin zur innerstädtischen Wohnanlage entwickelte und damit architektonische Akzente setzte,
 
Als jüngste Siedlung wurde der Beghinenhof erst in den Jahren 1975 bis 1982 von der Viersener Aktienbaugesellschaft erbaut. Auf dem Grundstück stand zuvor ein Kloster, welches vorgeschichtlich als Namensgeber fungierte. Die weiblichen Angehörigen eines Laienordens, die sich zu einem enthaltsamen und andächtigen Leben entscheiden, werden Beghinen genannt. Aus dieser Vorgeschichte entsprang der Name „Beghinenhof“.
 
Westlich der Straße „Am Kloster“ entstand zwischen 1975 und 1977 der erste Bauabschnitt der Siedlung Beghinenhof. Ein zweiter Bauabschnitt auf der gegenüberliegenden Straßenseite, der Adresse „Klostermühle“, folgte zwischen 1979 und 1982. Beide Bauabschnitte bilden zusammen die Siedlung Beghinenhof.

Die Bauweise der Siedlung Beghinenhof

Bei der Planung der Siedlung Beghinenhof wurde das Konzept der „Stadt in der Stadt“ verfolgt. Das Architekturbüro Dansard, Kalenborn und Partner hat das Konzept erstellt und entlang der umliegenden Straßen die einzelnen Gebäudezeilen kompakt und geschlossen geplant. Über torartige Öffnungen gelangt man zu den großzügigen Innenhöfen mit Spielplätzen und Grünflächen. Diese sind komplett autofrei. Fahrzeuge werden in Tiefgaragen und straßenseitigen, in die Häuser integrierten Einzelgaragen, geparkt.

Die Hauszeilen sind in unterschiedlichen Höhen und Größen erbaut. Der Variantenreichtum der Bebauung ist beachtlich. Dennoch folgen die Gebäude auf beiden Straßenseiten einem einheitlichen Gestaltungsmuster. Sie basieren auf rechten Winkeln, Flachdächern, horizontalen Sichtbetonelementen wie Stürzen, Fensterbänken und Balkonbrüstungen sowie rotbraunem Ziegelmauerwerk.

In dieser Viersener Siedlung gibt es zwei- bis viergeschossige Mehrfamilienhäuser mit verschiedenen Wohnungstypen. Sie unterteilen sich in Zwei-, Drei- und Vierzimmerwohnungen, die teilweise auch als Maisonettewohnung ausgestattet sind. Die sogenannten „Pseudoreihenhäuser“ können aber auch das Gefühl vermitteln, in einem Einfamilienhaus zu wohnen. Diese zweigeschossigen Gebäudezeilen haben alle einen eigenen Zugang von außen und einen kleinen Garten.

Die Siedlung Beghinenhof ist ein anschauliches Beispiel für das Umdenken in der städtebaulichen Planung der 70er-Jahre. Eine dichte Bauweise sollte dennoch das menschliche Maß wahren, so die neuen Leitlinien. Kombiniert mit der Abnahme des Platzbedarfs aufgrund weniger stark steigender Bevölkerungszahlen, konnte sich wieder auf die Stadtreparatur und die Nachverdichtung in Viersen konzentriert werden. Die Siedlung Beghinenhof ist ein Musterbeispiel für ein ansprechendes Gesamtbild, welches sich in die historische Bebauung Viersens einfügt, aber dennoch das menschliche Maß dank der großzügigen Gestaltung mit Freiräumen, durchdachten Übergängen zwischen öffentlichen und privaten Bereichen und der Mischung verschiedener Wohnformen wahrt.

Das Amt für Denkmalpflege beim Landschaftsverband Rheinland hat es in seiner abschließenden Würdigung auf den Punkt gebracht: Die Siedlung Beghinenhof ist bedeutend für die Geschichte des Menschen und für Städte und Siedlungen.

Wenn Sie sich für die Geschichte Viersens interessieren, sollten Sie bei Ihrem nächsten Besuch der Viersener Innenstadt unbedingt auf der Hauptstraße 63a vorbeischauen. Hier stellen wir Ihnen spannende historische Rückblicke aus Viersens Geschichte vor.

 

Herzliche Grüße aus Viersen

 

Ihre Daniela Mischel

 

 

Quellen: Viersen aktuell Ausgabe 05/21, S. 24-25

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