Angenehmes Raumklima und ökologische Materialen
Das Thema „Wohngesundheit“ beginnt schon beim Hausbau und der Entscheidung für eine Bauweise. Hierzu haben wir bereits in einem Beitrag über Hausbauweisen informiert. Darüber hinaus erwartet private Bauherren beim Thema „Wohngesundheit“ nicht nur eine höhere Wohn- und Lebensqualität, sondern auch Einsparung von Energiekosten. Betroffen ist allerdings nicht nur das Gebäude selbst, sondern auch Einrichtungsgegenstände oder ein fehlender Luftwechsel.
Raumklima ohne Wohngifte
Unsere Gebäude werden aus energetischen Gründen immer dichter und nur selten ist noch ein regelmäßiger Luftaustausch über Fugen und Ritzen vorhanden. Umso wichtiger ist es, sich mit dem Thema eines guten und gesunden Raumklimas zu beschäftigen, das für Wohngesundheit unerlässlich ist. Wie man richtig und regelmäßig lüftet, haben wir Ihnen bereits im Beitrag Richtig heizen und lüften vorgestellt. Die Luftqualität in Innenräumen kann durch Schadstoffquellen und Wohngifte deutlich gemindert werden. Hierzu zählen chemische Schadstoffe wie Kleber, Farben und Bodenbeläge, die flüchtige organische Verbindungen (VOC), Weichmacher oder andere Wohngifte an die Raumluft abgeben. Beispiele sind das Formaldehyd, das aus der Verklebung von Spanplatten stammt, und Holzschutzmittel mit PCP (Pentachlorphenol), die noch in den 1960er Jahren in Innenräumen verwendet wurden und bis heute messbar sind.
Wohngifte können auch biologischen Ursprungs sein. Hierzu zählen Bakterien, Hefepilze, Hausstaubmilben und vor allem Schimmelsporen, die das Immunsystem der Bewohner angreifen und zu verschiedenen gesundheitlichen Schäden wie chronischen Atemwegserkrankungen oder Allergien führen können.
Physikalische Schadstoffquellen meinen neben Elektrosmog durch Handys, Schnurlostelefone oder Leitungen im Schlafbereich sowie Hochspannungs- und Sendemasten im Umfeld auch Belastungen durch Lärm, Feuchte und radioaktives Radon. Alle Schadstoffbelastungen lassen sich in den Innenräumen messen und so kontrollieren, ob Grenzwerte überschritten werden.
Bereits bei der Planung eines Hauses gilt es daher, sich durch die Auswahl der Materialien vor Gefahrstoffen zu schützen und belastende Bau- und Ausbaustoffe zu vermeiden. Hierbei helfen die Volldeklarationen auf den Produkten, die alle Inhaltsstoffe vollständig benennen, wie es beispielsweise bei Naturfarben der Fall ist. Auch die unten aufgeführten Siegel für Baumaterialien geben hierzu Aufschluss. Zudem sollte auf einen guten Schallschutz, die Verwendung von feuchteregulierenden Baustoffen und eine diffusionsoffene Bauweise, wie sie insbesondere bei Passivhäusern zu finden ist, geachtet werden, um die Behaglichkeit und Wohngesundheit zu erhöhen.
Gebäudezertifizierungen und Siegel für Baumaterialien
Sicherheit bezüglich nachhaltiger Bauweisen erhalten Bauherren durch Zertifizierungssysteme für einzelne Bauprodukte oder für das gesamte Gebäude in Form von Gebäude-Zertifizierungen. Sie werden in der Regel durch spezialisierte Planungsbüros durchgeführt. Für eine Bewertung von Gebäuden können verschiedene Modelle und Methoden herangezogen werden, wie beispielsweise das Deutsche DGNB (Siegel der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen) und die Passivhaus-Zertifizierung des Passivhaus Instituts in Darmstadt für private Bauherren sowie die internationalen Zertifizierungen LEED (Leadership in Energy and Environmental Design) und BREEAM (Building Research Establishment Environmental Assessment Method) für international agierende Unternehmen, die Immobilien im Ausland haben.
Für Baumaterialien gibt es diverse weitere Siegel und Gütezeichen, die Bauherren Orientierung bei der Auswahl geben. Hierzu zählen das Sentinel Haus Institut, welches im Gebäude eingesetzte Baumaterialien bezüglich ihrer Schadstoffbelastung für die Raumluft prüft. Das natureplus-Qualitätszeichen bewertet die Baumaterialien streng nach Gesundheitsverträglichkeit, Funktion und Umweltverträglichkeit. Mit dem österreichischen IBO-Prüfzeichen (Österreichisches Institut für Baubiologie und -ökologie) wird der gesamte Lebenszyklus eines Produktes nach strengen baubiologischen und bauökologischen Kriterien betrachtet. Das Gütesiegel GI (Gutes Innenraumklima) aus der Schweiz konzentriert sich auf die Einhaltung von GI-Zertifikatsanforderungen bezüglich der Raumluft. Auch mit dem EPD Siegel (Environmental Product Declerations) wird die Umweltverträglichkeit von Gebäuden zertifiziert.
Wir verbringen durchschnittlich 20 Stunden pro Tag in Innenräumen. Umso wichtiger ist ein gutes Raumklima für eine gute Wohngesundheit. Denn die Gesundheit der Bewohner ist doch das Wichtigste!
Herzliche Grüße aus Viersen
Ihre Daniela Mischel
Quellen: Portal Ökologisch Bauen, Hausbau Helden, Baustoffwissen